Rebsorte: Müller Thurgau „die anspruchslos empfindliche 58“!

Weißweintraube

Synonyme:
Deutschland: Rivaner (Riesling und Silvaner)
Ungarn: Ungarn: Riesling zlváni

Verbreitung:
Lange Jahre musste der Müller-Thurgau um seine Anerkennung ringen, heute steht er nach Riesling an Platz zwei der weißen Rebsorten mit 12.623 ha und 12% Flächenanteil in Deutschland (Angabe 2016 – Deutsches Wein Institut) und findet sich außdem noch in der Schweiz, Südtirol, Österreich, Ungarn, Slowakei, Tschechien,Luxemburg und Elsass.

Herkunft:
Der Schweizer aus dem Thurgau, Prof. Dr. Müller, züchtete die Müller-Thurgau Rebe 1882 an der königlichen Lehranstalt für Obst;-Wein- und Gartenbau in Geisenheim, im Rheingau.

Kreuzung:
Lange Zeit galten die Eltern Riesling (Mutter) und Silvaner (Vater), neuere Erkenntnisse zur Abstammung zeigen jedoch die Eltern Riesling und Madeleine Royal an.

Sortenmerkmale:
Austrieb: mittelfrüh bis spät
Blüte: spät
Reife: früh bis mittelfrüh
Wuchs: mittelkräftig

Eigenschaften der Sorte
Ansprüche an die Lage: geringe Ansprüche, bringt jedoch schon in mittleren Lagen fast in jedem Jahr einen Kabinett und in guten Jahren auch Spätlesen
Ansprüche an den Boden: höher als die des Riesling, tiefgründige, nicht zu trockene Böden, auch Kalk und Ton
Krankheitsanfälligkeit: gilt unter allen Sorten als besonders anfällig für Peronospora, Schwarzfleckenkrankheit, Esca, roter Brenner
Ertrag: 100 bis 150 hl/ha
Qualität: eine Sorte für Qualitätswein mit guter Fruchtbarkeit und Ertrag
Säure: mittelhoch bis gering mit meistens unter 10 g/l

Weinbeschreibung:
Der Müller-Thurgau Wein zeichnet sich durch eine blassgelbe bis hellgelbe Farbe und einem mittleren Körper aus. Sein manchmal feinblumiges Muskataroma und milde reife Säure macht ihn zu einem beliebten Schoppenwein, der mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und seiner Zugänglichkeit auch Nichtweinkenner erreicht. Steht Rivaner (kommt von Riesling und Silvaner) auf dem Etikett, so handelt es sich eher um einen spritzigeren, fruchtigeren und eleganten trockenen Wein. Sein Lagerpotenzial ist eher gering – nicht über drei Jahre. Meist im Edelstahltank ausgebaut und früh abgefüllt mit einem Rest an natürlicher Kohlensäure ist er frisch und belebend.

„Die anspruchslos empfindliche 58“ 

Warum nenne ich Müller-Thurgau auch „die anspruchslos empfindliche 58“?

Nachdem der Schweizer Prof. Dr. Müller aus dem Thurgau seine Rebe 1882 an der königlichen Lehranstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau in Geisenheim gezüchtet hatte, ging er 1891 in seine Heimat, die Schweiz zurück um dort in Wädenswil bei Zürich als Direktor an der Versuchs-und Lehranstalt für Wein und Obst zu arbeiten. In seinem Gepäck aus Geisenheim kamen150 Kreuzungen als Stecklinge mit an den Zürichsee, wo noch bis heute ein Exemplar des Originalstocks erhalten sein soll. Ein dort arbeitender Weinbautechniker mit Namen H. Schellenberg wurde mit der Betreuung dieser Neuzüchtungen betraut und fand heraus, dass die Rebe Nr. 58 besonders wertvoll war. 1913 brachte Dr. Dern, Landesinspektor für Weinbau in Bayern, die Rebe Müller-Thurgau zurück nach Deutschland und erst dort wurde sie nach seinem Züchter Müller benannt.

Da sie als besonders empfindliche Sorte krankheitsanfällig ist, aber geringe Ansprüche an den Boden stellt, ist für mich dieser Doppel-Name entstanden, um ihn für die Prüfung besser lernen und behalten zu können.